Bauen und Bauten | |
100 Jahre Kopfsteinpflaster durch Ruben Das Jahr 2000 liegt schon einige Zeit hinter uns. Am Ortsschild von Ruben gebietet nicht nur die Straßenverkehrsordnung, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Rustikales Kopfsteinpflaster empfängt Einwohner und Gäste. Eine große, fast straßenbreite Pfütze mit ihren Farbspielen beschäftigte sogar schon die lokale Presse. Radwanderer balancieren auf einem schmalen sandigen Randstreifen links oder rechts entlang, bevor sie wieder den asphaltierten Radweg Richtung Werben oder Richtung Gulben am Ortsausgang erreicht haben. So manche Einwohnerversammlung beschäftigte sich schon mit dem Wunsch des Ausbaues der heutigen Landesstraße L512. Manche Unterschriftenlisten wurden über Lang oder Kurz in den Akten der Ämter abgeheftet. Aber das Geld ist knapp und die Warteliste lang. Das alles geschieht runde hundert Jahre nach unserer Geschichte, wie sie die Archive preisgeben. Es war das Jahr 1908, als Lehrer Tonus in der Rubener Schulchronik den lapidaren Satz vermerkte: »Durch das Dorf wurde die neue Kreischaussee Limberg-Guhrow gelegt.« Endlich bekam auch Ruben eine befestigte Straße, wie es sie als Durchfahrt in anderen Dörfern der Umgebung bereits seit langem gab. Bis zu dieser Zeit waren die Verbindungsstraßen von Ruben zu den Nachbarorten mit Lehm und Kies befestigt, pferdefreundliche Wege von der Qualität, wie sie der Werbener und der Schmiedeweg noch bis in die 90er Jahre vor ihrer Asphaltierung als Radwege besaßen. Die Planungen für den zu Wilhelm Tonus’ Lehrerzeit in Ruben realisierten Chausseebau wurden Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals begonnen und dann wieder aus Geldmangel verschoben. Doch 1906 begann man seitens des Kreisausschusses des Landkreises Cottbus, den Ausbau der Verbindung zwischen Berliner und Burger Chaussee zu bewerkstelligen. Das Brandenburgisches Landeshauptarchiv besitzt zwei Aktenbände zu diesem Thema (Rep. 6B Kr. Cottbus, Nr. 1628 und 1629), die vor allem die planungs- und bautechnischen Unterlagen für die Entscheidung des Kreisausschusses beinhalten. Die Kostenberechnung für den Straßenabschnitt innerhalb der Rubener Gemarkung veranschlagte: für die Erdarbeiten 3.237 Reichsmark (RM), für Böschungen 864 RM, für Brücken und Durchlässe 1.700 RM, für Materialien zur Anfertigung der Steinbahn insgesamt 22.618 RM. Dabei kostete ein Kubikmeter Pflastersteine damals 13 RM. 4.583 RM entfallen auf Arbeitslöhne. Für die Herstellung eines Quadratmeters Kopfsteinpflaster wurden z. B. 60 Pf. Lohn berechnet. Lehm und Schutzpflanzungen sind mit 680 RM veranschlagt. 2.336 RM und 78 Pf werden für den Flächenerwerb ausgegeben, wobei der Quadratmeter mit 18 Pf berechnet wurde. Mit weiteren kleineren Positionen kosteten die 1.960 m Chaussee durch Ruben insgesamt 46.547,78 Reichsmark. Was wird dieser Straßenteil wohl bei der künftigen Erneuerung der L512 kosten? |
Während des Rubener Fastnachtsumzuges, am vorletzten Sonntag im Januar jeden Jahres, wird traditionell auf der Kopfsteinplasterstraße in der scharfen Kurve vor der ehemaligen Gaststätte die Annemarie-Polke getanzt. Fotos: Radochla |
Dieser Text entstand 2006. Pünktlich zur 100-Jahr-Feier konnte die neue Straße mit Asphaltbelag und Gehweg am Rand eingeweiht werden. |