Ersterwähnungen  
Wenn Städte und Dörfer Geburtstag feiern

Kommunen feiern gern ihr Alter. Man ist stolz, wenn man schriftlich nachweisen kann, dass der Ort nun schon 500, 600, 650 … oder gar 850 Jahre auf dem Buckel halt. Ansässige und ihre Besucher können sich beim Feiern am Dargebotenen vergnügen und dem, zumeist als Höhepunkt gestalteten, historischen Festumzug Beifall zollen – wenn sie nicht selbst Akteure dabei sind. Händlern kommt der höhere Umsatz entgegen. Besonders Städte versprechen sich ein höheres Prestige.

Beim Feierdatum beruft man sich auf Stadtrechtsverleihungs-Urkunden, auf Gründungsdokumente oder Aktenstücke mit historischer, schriftlicher Ersterwähnung.
Für unser Gebiet um Burg im östlichen Oberspreewald können Erstgenannte aus dem Mangel an einer Stadt nicht vorliegen, aber auch für die große Nachbarin Cottbus gibt es die Verleihungsurkunde nicht. Sie feierte 2006 die Nennung ihres Namens nach der Nennung ihres Herrn, jenes Henricus Castellanus de Chotibuz, der in einer Königlichen Urkunde von 1156 als anwesende Randfigur genannt wird. Ob diese Cottbuser Jahreszahl nun Bestand haben wird, muss die Zeit erweisen. Cottbus feierte, wie bekannt ist, in der Vergangenheit schon Stadtjubiläen auf der Grundlage von Irrtümern, einmal sogar Betrug. Und auch jetzt wird auf ein Chotibuz im Mecklenburgischen verwiesen. Das gibt es dort in etlichen Urkunden, wo ein so benamster Adliger auftritt, aber mit unserer Nachbarstadt nichts zu tun hat.
Sollte wider Erwarten etwas schief gehen mit der Jahreszahl 1156, können sich die Stadtoberhäupter vertrauensvoll an das kleine Dorf Ruben vor den Toren der Stadt wenden. Ähnlich wie im Cottbuser Nachweis war der Name Dorfes durch den historischen Auftritt des ansässigen Adligen in die überlieferte Erwähnung gekommen. Jacobus de Rubyn war am 16. August 1317 ein benannter Zeuge, als im Kloster Neuzelle ein Czabel de Pyzene (Peitz) mit Fridericus dictus Qvis (Queis) zusammen gekommen waren, um urkundlich eine Grenze festzulegen. Einer der anderen Zeugen in dieser Urkunde war Johannes de Kothebuz.
Wenn also jene 1156-Jahreszahl für Cottbus nach Mecklenburg abgegeben werden müsste, kann man dann 2017 im schönsten August gemeinsam mit Ruben eine 700-Jahrfeier begehen.
Oder liegt wieder ein Irrtum vor und jener Johannes gehört nach Kunersdorf, wendisch Kósobuz?


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© Rolf Radochla 2006
Brahmow Johann GottliebWorbs, Urkunden der Niederlausitz,
Stadtarchiv Cottbus
Fehrow Johann Gottlieb Worbs, Urkunden der Niederlausitz,
Stadtarchiv Cottbus

Warum Ruben nicht 700 Jahre alt wird

1317-2017

 

Eine Gründungsurkunde von Ruben liegt nicht vor, hat es wohl auch nie gegeben. So geht es auch den meisten der umliegenden Kommunen, die in den letzten Jahren einen runden Geburtstag feierten. Doch Urkunden lieferten allemal den Grund, wenn er auch manchmal auf tönernen Füßen steht.
So hat vor ein paar Jahren die große Nachbarstadt Cottbus das 850ste Jubiläum begangen. Aber wovon? In einer Urkunde des Markgrafen Konrad von Meißen im Zusammenhang mit seinem Besuch des Klosters auf dem Petersberg tritt in der ersten und wichtigsten Gruppe dort aufgeführten Zeugen ein „Henricus Castellanus de Chotibuz“ auf. Der Castelanus ist ein vom König eingesetzter Burggraf, das „de“ steht in den lateinisch geschriebenen Urkunden für das Adels-„von“. Also Heinrich Burggraf von Cottbus meinen gewöhnlicherweise die Forscher, aber es gibt auch kritische Stimmen, die den Zusammenhang mit Cottbus bezweifeln oder gar ganz ablehnen und auf einen Heinrich von Gadebusch verweisen, der gleichzeitig in einigen Urkunden auftaucht – als Godebuz.(1)

Im Jahr 2017 ist nun das Dorf Ruben an der Reihe. Auch der kleine Werbener Gemeindeteil wurde vor 700 Jahren ähnlich wie Cottbus bekannt durch einen wohl adligen „Jacobus de Rubyn“ – Jakob von Ruben(2), auch er ein Zeuge in einem Rechtsakt. Die Mönche von Neuzelle und die weltlichen Nachbarn einigten sich auf den Grenzverlauf des Klostergebietes von der Neiße bis zu einer Quelle (Born) unter Schönfeldt, die von den ehemaligen Burgmannen auf der Landesfestung Schiedlo, Zabel von Peitz und Friedrich von Queis, bezeugt wurde.
(3) Anwesend und somit als Beurkundungszeugen benannt waren sechs weitere Personen, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung und Würden gelistet: dominus noster (unser Herr) Johannes de Kothebuz, dominus Henricus plebanus (Pfarr-Herr) de Pyzene (Peitz), Hoygerus (ohne Zusatz, möglicherweise ein Neuzeller Mönch), Jescho de Buden, Jacobus de Rubyn, Thymo de Buden...

(1) Zum Cottbuser Jubiläum, die Urkunde und die Zweifel an den Henricus de Chotibuz im Cottbuser Heimatkalender 2006, Seite 25-32 (Werner Pastor, Walter Wenzel)

(2) Harald Schieckel: Zur Herkunft und Verbreitung des Niederlausitzer Adels im Mittelalter. In: Heimatkunde und Landesgeschichte. Weimar 1958. In der anhängenden Liste bezieht Schieckel die Nennung in der Urkunde auf Ruben. Ihm folgt: Ines Spazier: Die mittelalterlichen Burgen und Herrensitze in der Niederlausitz im Vergleich zu den westlich und südlich angrenzenden Siedlungsgebieten. Dissertation, Dresden 1994, S. 212. Spazier nennt Ruben in einer Liste von in Urkunden benannten unbefestigten Herrensitzen/Rittersitzen mit Bezug auf die Urkunde von 1317 und wiederholt diese Zuordnung im Katalog (Band II der Dissertation), S. 93 unter Katalognummer 99 - Ruben

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© Rolf Radochla 2017
Ruben Ersterwähnungsurkunde für das Dorf Ruben/Rubyn bei Cottbus, Urkundenbuch des Klosters Neuzelle, Nr. 27,
BLHA, Rep. 10B, Neuzelle,
Nr. U12
Jacobus de Rubyn
Im Land der brandenburgischen Askanier brach das politische Chaos aus. Woldemar, der letzte Markgraf war vor einem Jahr plötzlich verstorben. Man schrieb jetzt das Jahr 1320. Seit längerem schon erhob sich eine mächtige Koalition der umliegenden Herzöge, Markgrafen, Grafen und Herren gegen die Vormacht des askanischen Hauses. Der Krieg gegen jene hatte das Land erschöpft und ruiniert.
Herr Jacob war, seit dem er das Erbe seines Vaters angetreten hatte, stats an der Seite seines Lehnsherrn von Chosebuz, einem treuen Parteigänger der Markgrafen von Brandenburg, in diese Auseinandersetzung geritten. Fast hätte dies ihm das Leben gekostet ...

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© Rolf Radochla
Die Geschichte von
Jacobus de Rubyn, wie sie vielleicht gewesen sein könnte,
finden Sie in unserem Buch
"Schulze Worreschke und andere Rubener"

ISBN 978-3-938555-04-0
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