Kolonisten im Spreewald  

Was ist eine Kolonistennahrung?

In alten Dokumenten über Burg im Spreewald findet man mitunter den Begriff „Kolonistennahrung“, der mit dem heute üblichen Wortsinn nicht erklärt werden kann. Bei Kolonisten und Kolonien denkt man vielleicht an die bis in die 60er Jahre des 20.Jahrhunderts hinein bestehende Herrschaft europäischer Staaten über Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika. Um diese geht es aber hier nicht. Unsere Kolonisten bekamen ihre Bezeichnung eher von den spätrömischen Kolonen her, jenen halbfreien Bauern, die Ackerland bewirtschafteten, das ihnen vom Grundbesitzer gegen Abgaben zugewiesen worden war.
Ähnlich wie die Römer verfuhren die preußischen Könige im 18. Jahrhundert mit ihrem Eigenbesitz im Spreewald bei dem Dorfe Burg. Bisher unwirtliche, kaum erschlossene Gegenden des Spreewaldes sollten urbar und nutzbar gemacht, kolonisiert werden.

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© Rolf Radochla 2006
Die Ansiedlung der Kolonisten-Familie Jurk

Nun liegt es vor mir – ein Bündel altes Papier, zumeist in die braunbeige Farbe der Alterung gekleidet, bedeckt mit den hieroglyphischen Zeichen der Schrift eines Kanzlisten aus längst vergangenen Zeiten, aber auch einige durchsichtige alte Schreibmaschinenbogen. Macht man sich die Mühe, das Papier zu ordnen, die Hieroglyphen zu entziffern, so offenbaren sich die Rufe aus der Vergangenheit, klingen die Mühsale des Lebens durch, treten Menschenschicksale, Wirrnisse und Lebenswege hervor.
All die Papiere des Bündels verbindet der Hauptort der Handlung: Ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf des Preußenkönigs Befehl hin mit vielen anderen im Spreewald nahe des Dorfes Burg vor zirka 240 Jahren entstanden: Die Koloniegemeinde von Burg.

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Dieser Beitrag erschien im
Stog - Der Schober 2007
Erbverschreibung der Kolonistennahrung an Hanns Jurck

Kund und zu wißen sey hiermit, demnach S. Königl. Majestät von Preußen, unser allergnädigster König und Herr allergnädigst verordnet haben:
Daß in dem Burgschen Spreewald bey Cottbus eine Colonie von 100 Familien neuer Cauper so hauptsächlich Ausländer seyen etabliret und solchen eine gemäße Morgenzahl Landes zu Acker und Grasung zusammen auf eine Horst eingegeben, wie auch das benöthigte Holtz zum ersten Anbau einer Wohnung Scheune und Stallung accordiret, ingleichen einige Frey-Jahre verstattet, so dann aber jährlich ein gemäßes Zins- und Schutz-Geld abgefordert werden sollen ...

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Wirtschaft 1895
Foto Schwartz 1895