Maße - Gewichte - Geld
 

„... Handvolln Flachs, die gewöhnlich Tzwydik heissen ...“

 „Was macht den Spreewälder kräftig und stark? – Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark!“
„Aber nicht nur den Spreewälder, den Lausitzer muss es heißen“, wendet meine aus Thüringen stammende Frau ein. Also ich kenne beide Varianten, und beide führen zum Ort der Handlung, dem Dorf Schönfeld, das einst zur Standesherrschaft Lübbenau der Grafen zu Lynar gehörte, heute aber zum größten Teil bergbaubedingt nicht mehr existiert.
Hier, wo das Lausitzer Nationalgericht zu Hause ist, wurde die Leinpflanze nicht nur wegen des Leinsamens angebaut, dem man dieses berühmte und bei machen Zugezogenen leider auch verachtete Öl abpreßte. Lein ist auch eine Faserpflanze, die nach einem aufwendigen und arbeitsintensiven Prozess die Fasern für den bekannten Leinenstoff lieferte – man spricht dann auch von Flachs und Flachsverarbeitung. Entsprechend der früheren Bedeutung des Flaches, auch in der Niederlausitz, war dieser bei jenen Abgaben eingeschlossen, die die untertänigen Bauern der Lübbenauer Herrschaft im 17. und 18 Jahrhundert den Grafen zu Lynar zu leisten hatten.
Die Bauern im Dorfe Schönfeld hatten laut dem Urbarium und Erbregister5 sowie in den Gedingebüchern6, in denen die Erbringung der alljährlichen Abgaben und Leistungen aufgeschrieben wurden, Abgaben zu leisten. Die Geldangaben erfolgten dreistufig in Thalern, Groschen und Pfennigen. Das Zinsgetreide, Korn, Weizen, Hafer, Gerste wurde in Scheffel, die Hirse in Viertel (circa ¼ Scheffel) angegeben. Eier und Hühner wurden in Stück verlangt, eigenartigerweise auch manchmal ein ½ Huhn. Der Kosäth Radochla –­ an 11. Stelle auf dem Urbarien-Ausschnitt – musste täglich Handdienste leisten, jährlich 1 Thaler 7 Groschen 4 Pfennige Erbzins entrichten und 6 Hühner bei der Herrschaft abliefern. Nicht bei ihm, sondern den aufgeführten Besitzern eines Bauerngutes, wie Schularigk, Halenz, Ricker (Lehngut), auch bei Schorath und Noack bis zum Krüger war neben Rossdiensten (mit Gespann), neben Geld- und Getreideabgaben, auch Flachs zu liefern, welcher in der Einheit Schwite quantifiziert war.
Auch beim Radochla tauchen gegen Ende des 17. Jahrhunderts in den Gedingebüchern 4 ½ Schwite Flachs auf.


5 BLHA Potsdam. Rep. 37 Herrschaft Lübbenau, Nr. 3273, Urbarium und Erbregister der Herrschaft Lübbenau (1666/1679).

6 BLHA Potsdam. Rep. 37 Herrschaft Lübbenau, Nr. 3046 bis 3060 ( 1650 bis 1775, Gedingebücher)

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© Rolf Radochla

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Die Talerchen des Christian Matschenz
Praxis-Tipp für Arciv-Stöberer

Wer sich mit der Geschichte vor dem zweiten deutschen Kaiserreich oder der Ahnen- und Familienforschung beschäftigt und dabei Dokumente in die Finger bekommt, in denen von Geldbeträgen die Rede ist, wird bald merken, dass er mit seinen bisherigen Kenntnissen nicht weiterkommt, wenn es gilt, eine Rechnung zu überprüfen.
Vor 200 Jahren noch herrschte in Deutschland eine bunte Vielfalt von Währungen unterschiedlichen Namens. Auch wenn eine Währung den gleichen Namen trug, war längst noch nicht sicher, dass sie auch den gleichen Wert hatte. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Bemühungen, die Währungen anzugleichen und 1871/1873, nach dem Entstehen des zweiten Kaiserreiches, wurde die neue Mark geschaffen, die man nun in 100 Pfennige unterteilte und damit die bisherige Geldrechnung erheblich vereinfachte.
In den norddeutschen Ländern galt bis dahin ein dreigliedriges Geldsystem: Taler – Groschen – Pfennig ...

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Dieser Beitrag erschin im Stog - Der Schober 2008
© Rolf Radochla
Talerchen-Rechnung